
Sofie Muller
„Jonas“
Bronzeskulptur
Projektbeschreibung
Sofie Muller gehört in ihrer Generation zu den erfolgreichsten Bildhauern Belgiens. Bekannt geworden ist sie insbesondere mit ihren verstörenden, psychologisch einfühlsamen und handwerklich anspruchsvollen Bronzefiguren von Kindern und Jugendlichen. Schon ihre erste figurative Skulptur, „Wannabe“ von 2002, gibt die Richtung an. Sie zeigt einen aufrecht stehenden Jungen in kurzen Hosen und merkwürdig unpassender altmodischer Jacke, der seinen Körper möglichst nach oben streckt. Die Form folgt hier offenbar der Selbstwahrnehmung des Jungen. Die nur 60 cm hohe Figur verbreitert sich nach oben hin, die Proportionen dehnen sich, als ob es nur eine Frage reiner Willensanstrengung wäre, endlich erwachsen zu werden. Weist „Wannabe“ noch einen erheiternden Aspekt kindlicher Verhaltensweisen auf, so werden die späteren Figuren meist in bedrückenden Ausnahmesituationen gezeigt. Die Herausforderungen und Überforderungen im Übergang vom Kind zum Erwachsenen sowie die damit verbundene seelische Fragilität und emotionale Unsicherheit sind das, was Sofie Muller in ihren Bronzeskulpturen immer wieder beschäftigt. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel dafür ist „Brandt“ von 2011, auf den ersten Blick das realistische, lebensgroße Portrait eines Jungen, der sich lustlos, gelangweilt oder traurig mit Kopf und Schulter an eine Wand lehnt – wäre da nicht die schwarze Schleifspur in Kopfhöhe, die auf bestürzende Weise auf eine Selbstverletzung hindeutet. Im Nahblick von der Seite sieht man, dass die linke Hälfte des Kopfes, der im Unterschied zu dem Bronzekörper aus Holz besteht, völlig verbrannt ist: drastisches Zeichen einer inneren Wunde, womöglich einer im Wortsinne aus dem Gedächtnis gebrannten traumatischen Erfahrung.
Standort: Fassade, concrete apartment cologne, Seidenstr. 41, Köln Mülheim